Frankfurt am Main (OnlineBroker-Portal.de)
Immer mehr Anleger interessieren sich für Inline-Optionsscheine. Kein Wunder, denn diese exotischen Derivate punkten mit üppigen Renditen und einem transparenten und einfachen Funktionsmechanismus. Für risikofreudige Börsianer eignen sich Inliner als Depotbeimischung, meint Peter Bösenberg. Er ist Leiter des Zertifikate-Teams des französischen Bankkonzerns Société Générale. Das OnlineBroker-Portal hat mit Herrn Bösenberg ein Interview geführt.
OnlineBroker-Portal: Herr Bösenberg, mit Inline-Optionsscheinen wetten Anleger darauf, dass der Kurs des jeweiligen Basiswertes während der Laufzeit innerhalb einer bestimmten Bandbreite bleibt. Erreicht der Kurs jedoch eine der beiden Knock-out-Schwellen, verliert der Besitzer eines Inliners sein eingesetztes Kapital komplett. Trotz des Totalverlustrisikos werden Inline-Optionsscheine zunehmend beliebter. Welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht für den Kauf dieser spekulativen Papiere?
Peter Bösenberg: Wir erleben eine große Nachfrage nach Inline-Optionsscheinen, weil deren Funktionsweise leicht nachvollziehbar ist und Anleger aus unserem umfangreichen Angebot die Papiere auswählen können, die optimal zu ihrer individuellen Risikobereitschaft passen. Die Inliner zählen übrigens zu den sogenannten digitalen Optionsscheinen. In diesem Bereich verfügt die Société Générale über ein langjähriges Know-how. Bereits zur Jahrtausendwende hat unsere Tochtergesellschaft ClickOptions digitale Optionen angeboten und war somit Pionier in diesem Produktbereich. Die von ClickOptions emittierten Produkte konnten nur außerbörslich gehandelt werden. Später wurden die Strukturen der digitalen Optionen dann als Wertpapiere verbrieft und an den Börsen gehandelt. Eine Variante davon sind Inline-Optionsscheine. Zudem gibt es unter anderem StayHigh- und StayLow-Optionsscheine. Mit solchen Papieren lassen sich während den Seitwärts- und Konsolidierungsphasen eines Marktes stattliche Renditen erzielen.
OnlineBroker-Portal: Die Produktpalette der Société Générale umfasst zurzeit etwa 4.500 Inline-Optionsscheine. Es ist schwierig, in diesem breiten Angebot die passenden Papiere zu finden. Wie sollten Anleger bei der Auswahl vorgehen?
Peter Bösenberg: Ein Anleger muss zunächst einen Basiswert finden, bei dem er in einem bestimmten Zeitraum eine Seitwärtsbewegung erwartet. Anschließend kann er den Produktfinder auf der Internetseite der Société Générale (sg-zertifikate.de)
nutzen.
Mit dessen Schiebereglern lässt sich die Anzahl der infrage kommenden Inline-Optionsscheine eingrenzen. Generell sind Inliner mit sehr weiten Bandbreiten in der Regel weniger riskant, bieten aber auch tendenziell geringere Renditechancen als Papiere mit einer engen Bandbreite. Hier ist die Gefahr, dass eine Barriere verletzt wird, meist größer als bei Papieren mit einer weiten Bandbreite. Detaillierte Hintergrundinformationen erhalten Anleger in einem wöchentlich erscheinenden Newsletter der Société Générale. Zudem wird in einem kurzen Film auf der Internetseite der Funktionsmechanismus von Inline-Optionsscheinen erklärt.
OnlineBroker-Portal: Zurzeit bietet die Société Générale Inline-Optionsscheine auf Aktien, Indizes und Rohstoffe an. Sind Inliner auf weitere Basiswerte oder neue Produktvarianten geplant?
Peter Bösenberg: Wir aktualisieren unsere Produktpalette jede Woche. Am stärksten nachfragt werden Papiere auf den DAX, Brent-Öl und Gold. Unabhängig davon wollen wir bald auch Devisen-Inliner auf den Markt bringen. Neue Produktvarianten haben wir bereits im Angebot. So können Anleger mit sogenannten Trend-Inline-Optionsscheinen an leicht steigenden Märkten partizipieren, weil die Barrieren sukzessive angehoben werden. Diese Variante könnten wir auch für leicht fallende Märkte anbieten, aber die Nachfrage war bisher noch nicht vorhanden. Ebenfalls schon im Angebot sind Duo-Inliner, mit denen Anleger darauf setzen, dass die Kurse von zwei Basiswerten innerhalb bestimmter Bandbreiten bleiben.
OnlineBroker-Portal: Die Wertentwicklung von klassischen Optionsscheinen wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Wie wirken sich diese Faktoren auf die Kurse von Inline-Optionsscheinen aus?
Peter Bösenberg: Grundsätzlich haben die Kursentwicklung und die Volatilität des Basiswertes sowie der Zeitwert einen Einfluss auf die Wertentwicklung der Inliner. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Internetseite alle relevanten Kennzahlen zu diesen Einflussfaktoren. Anleger können sich also jederzeit über sämtliche Faktoren informieren, die die Kursentwicklung ihrer Inline-Optionsscheine beeinflussen. Bedenken sollte man, dass sich die genannten Faktoren auf Inliner anders auswirken als auf klassische Optionsscheine. Denn ein Anleger verkauft Volatilität und generiert einen Zeitwertgewinn, indem er sich einen Inliner ins Depot legt. Tendenziell steigt der Kurs eines Inliners, wenn die Volatilität sinkt und die Restlaufzeit abnimmt.
OnlineBroker-Portal: Sie haben vorhin die Bedeutung der Bandbreite erwähnt. Worauf sollten Anleger beim Kauf von Inline-Optionsscheinen noch achten?
Peter Bösenberg: Für vorsichtige Anleger eignen sich vor allem Produkte auf Basiswerte, deren Kurse kaum schwanken wie zum Beispiel die Aktie der Deutschen Telekom. Diese Anleger sollten aber auch auf eine breite Range zwischen den Knock-out-Schwellen achten, um ihr Verlustrisiko zu minimieren. Mutige Anleger können größere Risiken eingehen, indem sie einen Inline-Optionsschein ordern, bei dem der Kurs des Basiswertes nur noch geringfügig von einer der beiden Barrieren entfernt ist und dessen Restlaufzeit sehr kurz ist. Diese Papiere haben sehr hohe Hebel, weswegen es bei ihnen manchmal zu einer Kursveränderung um mehrere Euro an einem Tag kommt. Grundsätzlich sollten Anleger stets auf die Sensitivitäten zum Basiswert und der Volatilität sowie auf den Zeitwert achten, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
OnlineBroker-Portal: Herr Bösenberg, vielen Dank für dieses Interview.