Frankfurt am Main (OnlineBroker-Portal.de)
Marktkommentar von Oliver Bossmann, ETX Capital
Trotz der guten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag letzter Woche kann der Kurs des EUR/USD weiter steigen. Momentan steht der Kurs bei ca. 1,3760 USD und befindet sich damit kurz vor seinem 2-Jahreshöchstkurs, der bei 1,3830 USD liegt. Aus charttechnischer Sicht könnte ein Überschreiten des 2-Jahreshochs neues Potential nach oben generieren. Die nächsten nennenswerten charttechnischen Widerstände liegen erst wieder im Bereich um 1,42 USD. Damit hätte ein Ausbruch nach oben viel Potential und könnte Spekulanten im Falle eines gelungenen Kursausbruchs nach oben dazu verleiten, auf den Zug aufzuspringen.
Im Gegensatz zu der charttechnischen Situation spricht die fundamentale Situation eine andere Sprache. Die US-Arbeitslosenrate sinkt weiter, zuletzt von 7,3 Prozent auf 7,0 Prozent, und auch das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan, ein wichtiger Gradmesser für die Konsumlaune der US-Bürger, konnte letzte Woche einen kräftigen Anstieg verbuchen. All das könnte die Fed nun dazu verleiten, eine Reduktion der Offenmarktkäufe, früher als dies die Finanzmärkte erwarten, durchzuführen.
Aber es scheint so, als hätte die Tapering Diskussion keine große Wirkung mehr, wenn man sich die Entwicklung des EUR/USD-Kurses seit Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten anschaut. Ein Grund dafür könnten die Aussagen des EZB-Chefs auf der Pressekonferenz vom letzten Donnerstag gewesen sein. Mario Draghis Aussagen signalisierten den Finanzmarktteilnehmern, dass die EZB momentan keinen Handlungsbedarf in Sachen zusätzliche quantitative bzw. expansive Maßnahmen in der Geldpolitik sehe.
Ein Resümee der momentanen Situation könnte sein, dass sich im EUR/USD-Kurs eine Divergenz zwischen Charttechnik und Fundamentalanlyse entwickelt. Stellt sich die Frage, wie sich diese Divergenz auflösen wird? Ein Blick auf die aggregierte Meinung der Devisenmarktanalysten in Form des „Currencies Forecast Poll“ von FX-Street zeigt, dass diese Gruppe auf mittlere Sicht einen sinkenden EUR/USD-Kurs sieht. Die Devisenmarktanalysten erwarten somit, dass sich die fundamentale Situation in den nächsten Wochen durchsetzen wird. Kurzfristig sieht die Schar der Analysten jedoch eine Seitwärtsbewegung im EUR/USD.
