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ActivTrades: Gold bei etwa 1.300 Dollar zwar weiterhin schwach, Chinas Nachfrage wird aber hoch bleiben

Frankfurt am Main (OnlineBroker-Portal.de

Carlo Alberto De Casa, Senior-Marktanalyst des britischen Forex Brokers ActivTrades, über Lage und Perspektive des Goldpreises

Auf der einen Seite die Spannungen in der Ukraine, die die Nachfrage nach Gold, dem Fluchtwert par excellence, steigen lassen, auf der anderen Seite das Tapering der Fed mit der Perspektive auf eine Erhöhung der Leitzinsen, das für anhaltende Verkäufe des Edelmetalls, von Gold- und Silber-ETF’s sorgt und somit auf die Preise drückt: Das sind, stark zusammengefasst, die beiden wesentlichen Faktoren, die derzeit den Edelmetallmarkt bewegen.

In den ersten zehn Wochen des Jahres stieg der Goldpreis von 1.200 auf fast 1.400 Dollar pro Feinunze, um im April aber wieder nachzugeben und sogar unter 1.300 Dollar zu sinken.

Wie sind nun die weiteren Aussichten für den Goldpreis?

Auf kurze Sicht scheint die Perspektive für Gold düster zu sein. Man könnte einen langfristigen Abwärtstrend erwarten, mit Kursen, die eindeutig weit von jenen 1.920 Dollar entfernt sind, die eine Feinunze im Sommer 2011 erreichte. Andererseits schafften es die Kurse in den vergangenen Handelstagen die Schwelle von 1.300 zu überwinden. Zahlreiche Anleger greifen wieder auf Gold zurück, auch um sich vor Unsicherheiten im Zuge der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine zu schützen. Dadurch hat sich der Goldpreis von den Tiefstständen der vergangenen drei Monate entfernt.
Dennoch: Sollten die Preise den Widerstand bei 1.270 Dollar pro Feinunze wieder nach unten durchbrechen, einem Bereich, in dem sich eine stabile Unterstützung gebildet hat, dann wäre Raum für einen neuen steilen Abwärtstrend, der die Kurse zunächst auf etwa 1.250 und letztlich bis auf 1.220 bis 1.200 Dollar drücken könnte.

Ist es grundsätzlich möglich, dass die Kurse wieder auf das Niveau von Anfang 2014, von um die 1.200 Dollar fallen?
Nur falls der Widerstand bei 1.270 Dollar nach unten durchbrochen wird und sich gleichzeitig die internationale politische Lage stabiler und weniger unsicher präsentiert. Die weitere Entwicklung lässt sich nur sehr schwer vorhersagen, auch weil die Nachfrage nach Edelmetallen in den nächsten Jahren ungebrochen hoch bleiben wird.

Sind dabei China und Indien nach wie vor die Protagonisten?
Auf jeden Fall. 2013 hat sich China mit einem Kaufvolumen von über 1.000 Tonnen zum größten Goldkonsumenten entwickelt. Einem aktuellen Bericht des Word Gold Council zufolge soll Chinas Bedarf in den nächsten drei Jahren um weitere 20 % steigen. Dicht gefolgt von Indien, dessen Nachfrage auch hoch bleibt. Indien war bis 2012 mit einer Nachfrage von mehr als 900 Tonnen größter Goldkonsument. Und auch hier ist von einem Anstieg auszugehen.

Es ist gerade die steigende Nachfrage nach dem gelben Metall durch diese beiden asiatischen Riesen, die – und zwar schon 2015 – eine langsame Erholung des Goldpreises begünstigen könnte; auch weil durch den Preisverfall (-27% im Jahr 2013) viele goldabbauenden Unternehmen mit Verlust gearbeitet haben, was Schließungen der weniger ertragreichen Minen zur Folge hatte. Das könnte mittel- und langfristig auch zu einer Verringerung des Angebots führen.
Es wurde viel darüber berichtet, dass sich Chinas Wachstum verlangsamt hat. Wird sich dies nicht auf die Nachfrage nach Gold auswirken?
Dieses Risiko existiert. In der Tat hat der asiatische Riese mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Allerdings dürften diese keine großen Auswirkungen auf die Goldnachfrage haben. China hat, ebenso wie Indien, den demografischen Faktor auf seiner Seite: Das konstante Bevölkerungswachstum wird auch in den nächsten Jahren für eine hohe Zahl von Eheschließungen sorgen. Die Nachfrage nach Schmuck für die Aussteuer wird also nach wie vor auf einem hohen Niveau bleiben.


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