von Dirk Friczewsky – 12. Juli 2023
Die jüngste enorme Kurserholung der Aktie von Covestro ist nicht auf den plötzlich wieder zurückkehrenden unternehmerischen Erfolg des Leverkusener Konzerns zurückzuführen, sondern geht einzig und allein auf das Konto von „ADNOC“. Wer oder was ist „ADNOC“? „ADNOC“ steht für „The Abu Dhabi National Oil Company“ und ist ein staatlicher Ölkonzern. Von der Rohölförderung bis hin zu den zahlreichen petrochemischen Verwendungsmöglichkeiten bietet „ADNOC“ zahlreiche Produkte und Dienstleistungen an. Wer einmal in den vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Auto unterwegs war, kam sicherlich auch an einer der zahlreichen ADNOC-Tankstellen vorbei.
Wer Rohöl fördert und eine Reihe von Ölderivaten vertreibt und demnach an der sprichwörtlichen Quelle sitzt, für den macht eine Geschäftserweiterung mehr als nur Sinn. „ADNOC“ betreibt neben den Saudis die größten Raffinerien der Region. Außerdem will man einen Petrochemie-Standort ausbauen und mächtig investieren. Auch die jüngsten Schritte um OMV bzw. Borealis und Borouge machen den Willen deutlich, im globalen Petrochemie-Markt mitmischen zu wollen. Der Markt für Polymere/Polyolefine könnte demnach durch „ADNOC“ mit besseren Chancen am Weltmarkt bedient werden. „Covestro“ würde sich in diese Strategie bestens für „ADNOC“ einfügen. Eine weitere nachgebesserte Offerte wäre also nicht unbedingt auszuschließen.
Eine Diversifizierung des Geschäftsmodells steht für „ADNOC“ auf der Agenda. Aus diesem Grund machte man der deutschen Aktiengesellschaft „Covestro“ ein Übernahmeangebot. Man traf sich zu Gesprächen in Leverkusen und bekundete das Interesse. Einem Bericht von Bloomberg zufolge sprach man von Kursen in den mittleren 50er-Euro-bereichen, was einer Bewertung von rund 11 Milliarden Euro entsprechen würde. Bis zur Marke von 50,00 Euro schaffte es die Aktie im Zuge der Übernahmestory ja auch. Seitdem Covestro die Übernahme ablehnte und zwar nicht kategorische ablehnte, aber den Angebotspreis als zu niedrig angab, fiel die Rallye der Covestro-Aktie wieder etwas in sich zusammen.
Interessant ist auch die jüngste Entwicklung bei den Stimmrechten. Die Barclays PLC erhöhte zuletzt den Stimmrechtsanteil von 4,71 Prozent auf 5,20 Prozent. Man dürfte also eher davon ausgehen, dass der Aktienkurs nicht wieder stark in sich zusammenfällt, sondern sich etwaig noch etwas mit einer Nachbesserung der Offerte von „ADNOC“ tut. Eine feindliche Übernahme dürfte zu teuer werden, die wichtigsten institutionellen Anleger bei Covestro halten über 20 Prozent der Anteile. Sie alle zu einem vertretbaren Preis ins Boot zu holen, dürfte zwar möglich sein, jedoch ein teures Unterfangen für „ADNOC“ sein. Spannend bleibt „Covestro“ also allemal.
Covestro – was sagt die Charttechnik?
Die Chartanalyse erfolgt im vorliegenden Fall im Tageschartbild. Als Referenzwert gilt der jeweilige Kurs des CFDs auf die Aktie von Covestro via Xetra. Der Kursverlauf vom letzten hier für die Analyse relevanten Zwischentief des 29. September 2022 von 27,670 Euro bis zum Zwischenhoch des 27. Juni 2023 bei 50,08 Euro, könnte zur Ermittlung der nächsten Ziele zur Ober- und Unterseite genutzt werden. An diesen beiden Startmarken könnte eine Fibonacci-Analyse angelegt werden. Die dann von der webbasierten Handel- und Analysesplattform „ActivTrader“ ausgeworfenen Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen könnten der Ermittlung der künftigen Widerstände und Unterstützungen dienen.
Auf der Oberseite wäre der nächste logische Widerstand bei der Marke von 50,08 Euro, also beim letzten Zwischenhoch vom 27. Juni 2023 auszumachen. Viel weiter nördlich käme ein übergeordnetes Ziel von 63,20 Euro in Betracht – dem Hoch vom 03. März 2021. Zur Unterseite wären die Marken von 44,791 Euro (0.236%), 41,519 Euro (0.382%), 38,875 Euro (0.50%) und 36,231 Euro (0.618%) als Unterstützungen zu suchen (entsprechend den Fibonacci-Retracements der zeitlich betrachtet jüngeren Fibonacci-Analyse). Dem Chartbild wurden hier auch die drei EMAs (EMA50 in lila Farbe, EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt. Die jeweiligen Kurszielbereiche für die Bullen und Bären wären hier mit den rot und grün eingefärbten Rechtecken visualisiert. Zur Oberseite wäre ein Test des 0.00prozentigen Fibonacci-Retracements von 50,08 Euro möglich. Zur Unterseite könnten die Bären das 0.618prozentige Fibonacci-Retracement von 36,231 Euro anpeilen. Der Relative-Strength-Index (RSI) wies zum Zeitpunkt dieser Analyse mit 60,62 Punkten noch eine technisch neutrale Marktverfassung auf.
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