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EURNOK – Norwegens Zentralbank wieder am Zinsdrücker?

Dirk Friczewsky

 

Die Inflation ist auch in Norwegen auf dem Rückzug. Dies zeigt die jüngste Meldung vom 10. Oktober 2023 auf, die das norwegische Statistikamt „Statistisk sentralyra/Statistics Norway“ meldete. Dieser Meldung zufolge sank der Wert der 12-Monatsverbraucherpreissteigerung auf 3,3 Prozent (CPI) im Berichtsmonat September von zuvor 4,8 Prozent im August. Ein deutlicher Rückgang der Inflation demnach nicht nur in den USA, der Eurozone, sondern auch im Königreich Norwegen. Zu Beginn des Jahres – also im Monat Januar 2023 – lag die norwegische Inflationsrate auf 12-Monatssicht noch bei 7,0 Prozent. Nach wie vor gehören aber die Entwicklungen im Bereich der Lebensmittel- und nichtalkoholischen Getränke neben dem Sektor Erholung und Kultur zu den größten Preistreibern in Norwegen. Diese Preise klettern im September 2023 auf 12- Monatssicht um 7,4 bzw. 9,3 Prozent.

 

Seit der Sitzung vom 22. September 2023 liegt der norwegische Leitzins (Policy rate) der norwegischen Zentralbank „Norges Bank“ bei 4,25 Prozent. Man hat den Zins zuletzt unverändert belassen und dürfte dies wohl auch im Rahmen der nächsten Sitzung am 02. November 2023 nicht ändern. Die „Norges Bank“ kann ihre Argumentationslinie etwaig noch anpassen, da sie einen Tag nach der US-Notenbank „Federal Reserve“ (Fed) ihre Leitzinsentscheidung veröffentlicht. Es wäre aber ohnehin anzunehmen, dass die „Norges Bank“ am Donnerstag, den 02. November 2023 eine weitere Zinspause wie die „Fed“ einlegt und den Marktteilnehmern ihre „Forward Guidance“ vermittelt.

 

Die Inflation in Norwegen sank in den letzten Monaten erfreulicherweise erheblich, ist aber noch nicht im Zielkorridor von 2 Prozent angekommen. Bis zum Jahresende kann auch bei der Inflation in Norwegen noch viel passieren, vor allem wenn man sich die jüngste Währungsentwicklung der norwegischen Landeswährung, der norwegischen Krone (NOK), ansieht. Aufgrund einer wieder schwächelnden norwegischen Krone in den letzten Monaten – die norwegische Krone wies zum Beispiel im Währungsverhältnis zum Euro seit Ende Juli 2023 mit Notierungen von EUR/NOK 11,10 bis aktuell rund EUR/NOK 11,80 Ende Oktober 2023 eine neue Abwertung auf – dürfte sich Norwegen wieder leicht mehr Inflation importiert haben.

 

Zum Vergleich: Die EZB hatte am vergangenen Donnerstag, dem 26. Oktober 2023, nicht an der Zinsschraube gedreht. Man hielt still, legte folglich eine Zinspause ein und betonte, auf Sicht der nächsten Zinssitzungen rein datenbasiert zu entscheiden. Der gegenwärtige EZB-Leitzins liegt seit dem 20. September 2023 bei 4,50 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 4,75 Prozent und der Einlagesatz bei 4,00 Prozent. Die Zeiten einer höher verzinsten norwegischen Krone sind schon länger vorbei, um genau zu sein eigentlich schon seit November/Dezember 2022. Der Zinsspread hat sich mittlerweile zumindest minimal zu Gunsten der europäischen Gemeinschaftswährung Euro gedreht. Innerhalb der Eurozone sind Inflationsraten auf 12-Monatssicht übrigens ebenfalls zurückgegangen, wenn auch nicht ganz so stark wie zuletzt in Norwegen. Im Juli 2023 lag die Inflation in der Eurozone bei 5,3 Prozent, im August bei 5,2 Prozent und im September bei 4,3 Prozent. Während man in Norwegen derzeit positive Realrenditen vorfindet, haben sich die negativen Realrenditen der Eurozone auf ein erträgliches Maß abgesenkt (dies bezieht sich freilich nur auf den Medianwert).

 

Nicht erst seit gestern sind die FX-Transaktionen der norwegischen Zentralbank „Norges Bank“ von hoher Bedeutung für den Außenwert der norwegischen Krone (NOK) und dies nicht nur in den Währungsrelationen USD/NOK oder EUR/NOK, denn sie beeinflussen zusätzlich kurz- bis mittelfristige Abwertungsperioden der norwegischen Krone. Mit dem Stand des 29. September 2023 gab die „Norges Bank“ bekannt, im Auftrag der norwegischen Regierung täglich mit einem Äquivalent von 1,2 Milliarden NOK andere Währungspositionen zu erwerben. Man erwirbt demnach Fremdwährungspositionen in einem nicht geringen Ausmaß, vor allem auch in Euro. Dies drückt in solchen Fällen EUR/NOK zusätzlich aufwärts. Die norwegische Zentralbank ist zudem der Manager des „Government Pension Fund Global“ (GPFG), des norwegischen Staatsfonds. Gibt es mehr Einkünfte aus den Geschäften aus Rohöl in norwegischen Kronen unter anderem durch die Einkünfte aus Rohölsteuern oder auch Equinor-Dividenden, die höher ausfallen als das Nicht-Rohöl-Budget-Defizit, dann ist die „Norges Bank“ angehalten für die norwegische Regierung norwegische Kronen zu veräußern und davon unter anderem Euro zu erwerben. Diese FX-Reserven liegen dann als FX-Puffer im Staatsfonds für etwaige neue Situationen an den Kapital- und Rohstoffmärkten bereit.

 

EUR/NOK – was sagt die Charttechnik?

 

Die Analyse des Währungspaares EUR/NOK erfolgt im vorliegenden Fall im Tageschartbild. Um die nächsten Ziele für die Bullen und Bären näher ableiten zu können, wäre auf eine Fibonacci-Analyse abzustellen. Die jeweiligen Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen, die mittels der webbasierten Handelsplattform „ActivTrader“ erzeugt werden können, wären dann zur Ermittlung der Ziele für die Ober- und Unterseite heranzuziehen.

 

Seit vielen Monaten wäre aufgrund einer Seitwärtsbewegung von rund EUR/NOK 12,10 bis EUR/NOK 11,10 auf eine Analyse vom Kursverlauf vom Zwischenhoch des 30. Mai 2023 von 12,10950 bis zum Verlaufstief des 27. Juli 2023 von 11,08799 abzustellen. Demnach wären die nächsten Widerstände bei den Marken von 11,86842 (0.764%) und 12,10950 (1.00%), sowie bei den Projektionen zur Oberseite von 12,35058 (1.236%), 12,49972 (1.382%) und 12,74079 (1.618%) auszumachen. Die Unterstützungen kämen bei 11,71928 (0.618%), 11,59875 (0.50%), 11,47821 (0.382%), 11,32907 (0.236%) und 11,08799 (0.00%) in Betracht. Dem Chartbild wurden zudem die drei EMAs (EMA50 in lila Farbe, EMA100 in blauer Farbe und EMA200 in roter Farbe) hinzugefügt. Demnach wäre ein Test zur Oberseite im Bereich des letzten Zwischenhochs von 12,10950 möglich. Zur Unterseite könnte das 0.382prozentigen Fibonacci-Retracement von den Bären angepeilt werden. Knapp oberhalb dieses Kursbereichs schwebt zum Zeitpunkt dieser Analyse auch die EMA100.

 

Die beiden Rechtecke (in grüner und roter Farbe) sollen die jeweiligen Bullen- und Bären-Kurszielbereiche näher visualisieren helfen. Obendrein wurde dem Chartbild der Relative-Strength-Index (RSI) hinzugefügt, der sich hier zum Zeitpunkt der Analyse mit 65,05 Punkten noch im neutralen Bereich aufhielt.

 

Quelle: https://www.activtrades.eu/de/nachrichten


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