Frankfurt am Main (OnlineBroker-Portal.de)
Die schon mehrfach in die Kritik geratene US-Ratingagentur Standard & Poor’s wurde gestern vom australischen Bundesgericht zu Schadenersatzleistungen an eine Reihe australischer Kleinstädte verurteilt. Das Unternehmen, das neben Fitch und Moody’s zu den Großen Drei der Branche gehört, trägt nach Auffassung des Gerichts die Mitverantwortung dafür, dass die Stadtverwaltungen durch irreführende Bewertung von Finanzprodukten Verluste in Millionenhöhe gemacht hatten.
Das Urteil sei das erste Mal, dass eine Ratingagentur für ihre Beurteilung von Bonitäten abgestraft werde, so Harald Scheule, Professor für Finanzwissenschaften an der University of Technology in Sydney. Nach der Entscheidung des australischen Bundesgerichts muss Standard & Poor’s für die Verluste haften und Schadenersatz zahlen. Aber auch die Großbank ABN AMRO und die Firma LG Financial Strategies, die die Investitionen in die Wege leiteten, werden in die Pflicht genommen.
13 Kommunen in Australien hatten Klage gegen Standard & Poor’s eingereicht, nachdem sie sich auf AAA-Ratings der Agentur verlassen und 16 Millionen australische Dollar (rund 13 Millionen Euro) in riskante Anlagen investiert hatten. Mehr als 90 Prozent der Einlagen gingen im Zuge der Finanzkrise 2008 verloren. Nun sprach das Gericht den Stadtverwaltungen Schadenersatz in Höhe von 30 Millionen australischen Dollar zu, für den die drei beteiligten Firmen zu jeweils einem Drittel aufkommen müssen. Allerdings ist das Urteil noch nicht rechtskräftig: Standard & Poor’s zeigte sich „enttäuscht“ und kündigte Einspruch ein.