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Siemens zieht sich von Desertec zurück

Frankfurt am Main,
Kurz vor der Desertec-Jahrestagung am Mittwoch in Berlin kündigte der deutsche Traditionskonzern Siemens für Ende 2012 seinen Rückzug aus dem Energieprojekt an. Siemens steigt komplett aus der Solarenergie aus. Dafür haben Investoren aus anderen Teilen der Welt ihr Interesse am Wüstenstrom bekundet. Nach Informationen der „Financial Times Deutschland“ prüft der chinesische Netzbetreiber SGCC derzeit eine Beteiligung an Desertec.

Solarstrom hat sich für Siemens als ein großes Verlustgeschäft herausgestellt. Mehr als 250 Millionen Euro Bruttobelastungen kostet den Konzern nun der Ausstieg. Insgesamt hat der Ausflug in die Solarenergie den Münchnern damit Belastungen von über 800 Millionen Euro gebracht. Die erfolglose Sparte soll im Zuge eines generellen Sparprogramms des Unternehmens verkauft werden.

Dass Siemens sich aus der Solarenergie zurückziehen will, hat in gewisser Weise symbolischen Wert. Die gesamte deutsche Solarindustrie kränkelt vor sich hin, der Enthusiasmus der frühen Jahre ist längst passé. Eine ganze Reihe von Firmenpleiten und der Rückzug anderer Technikriesen wie Bosch brachten die Branche in Deutschland in die Krise. Ursache dafür sind Kürzungen der Subventionen sowie Billigkonkurrenz aus China.

Ausgerechnet die Chinesen sollen nun auch Interesse an einem Einstieg beim eigentlich europäisch-afrikanischen Kooperationsprojekt Desertec haben. Die State Grid Cooperation of China (SGCC), der größte Netzbetreiber der Welt, prüft derzeit eine Beteiligung. Bereits im Februar dieses Jahres hat der Energieriese mit rund 1,5 Millionen Beschäftigten einen Fuß in den europäischen Energiemarkt gesetzt, als er beim portugiesischen Netzbetreiber REN einstieg.

Eine Beteiligung von SGCC würde die derzeit unsichere Finanzierung des ambitionierten Desertec-Projekts deutlich erleichtern. Für den Bau von Kraftwerken und Stromleitungen in der Wüste werden laut Schätzungen Investitionen im dreistelligen Milliardenbereich nötig sein. Gleichzeitig ist das chinesische Engagement bei einigen Projektpartnern umstritten. Es bestehe die Gefahr, dass Aufträge künftig vermehrt an Unternehmen außerhalb des Desertec-Gebiets Europa, Nordafrika und Naher Osten vergeben werden.


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