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Staatsdefizite in Japan: Folgt nun doch die Krise?

Frankfurt am Main,

Bisher konnte die drittgrößte Ökonomie der Welt eine Schuldenkrise umschiffen. Trotzdem prognostizieren Ökonomen für Japan eine mögliche Explosion der Staatsdefizite. Wenn das Land beginnt, sich an ausländische Investoren zu wenden, wäre eine Krise durchaus realistisch.

Die Staatsdefizite in der Euro-Zone wachsen zwar, doch vergleicht man die Zahlen von Griechenland, Portugal oder Spanien mit denen des japanischen Staates, wirken diese noch gering. Japans jährliche Wirtschaftsleistung wird aktuell von den Schulden um das Doppelte geschlagen. Zum Vergleich liegt die Verschuldung von Griechenland bei dem 1,5-Fachen des Bruttoinlandsprodukts. Doch eine Krise gibt es hier augenblicklich trotzdem nicht. Anders als in der Euro-Zone hat Japan nämlich überwiegend im eigenen Land Schulden.

Unternehmen und Privatanlegern gehören etwa 95 Prozent der Staatsanleihen in Japan – ein Trend, der sich allerdings auch nach unten entwickeln könnte. Takeo Hoshi von der University of California in San Diego und Takatoshi Ito von der Universität Tokyo prognostizieren ein Ende der Schuldenanhäufung im eigenen Land. Laut ihre Studie „Defying Gravity“ könnten inländische Geldquellen möglicherweise versiegen und die Staatsdefizite weiter steigen. Schließlich könnte in der Zukunft ein Punkt erreicht werden, bei dem das Land für eine Geldspritze auf ausländische Investoren setzten müsste.

Dieser Schritt würde indes ein großes Risiko bergen: Für das Geld aus dem Ausland wären hohe Zinsen fällig. Die bereits beachtlichen Staatsdefizite von Japan würden in dem Fall schon bei einer geringen Zinserhöhung eine Mehrbelastung in Millionenhöhe bedeuten. Folglich fielen die Staatsanleihen im Wert und es könnte zu einer Schuldenkrise kommen. Den Umbruchpunkt sehen die Ökonomen in etwa zwölf Jahren erreicht. Es bleibt also noch Zeit für Gegenmaßnahmen: Falls Japan die Steuern erhöht, könnte eine Hilfe von außen überflüssig werden. Weil die Steuerbelastung in dem Land relativ niedrig ist, wäre in dieser Hinsicht noch Raum nach oben.


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