Frankfurt am Main,
Zeitenwende auf dem weltweiten Energiemarkt: Die Vereinigten Staaten werden innerhalb der nächsten fünf Jahre Saudi-Arabien als größten Ölproduzenten ablösen. Das geht aus einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor, der am Montag in London vorgestellt wurde. Damit macht sich die US-Wirtschaft deutlich unabhängiger von den politischen Entwicklungen im Nahen Osten – und von China. Dort haben sich die USA nämlich bisher das Geld für seine Energieeinkäufe geliehen.
Rund 20 Prozent ihres Energieverbrauchs kaufen die USA derzeit ein. Schon 2017 wird das Land zum weltgrößten Ölproduzenten aufsteigen und damit in der Lage sein, ihren Energiebedarf selbst zu decken. Ab 2030 könnten die USA sogar größter Netto-Ölexporteur werden, wird Fatih Birol, Chefökonom der IEA, in der „Financial Times Deutschland“ zitiert. Die Machtverhältnisse auf dem Rohstoffmarkt werden sich also deutlich umkehren. Europa und Asien werden nach aktuellen Prognosen im gleichen Zeitraum immer abhängiger von Energieimporten.
Die Frage bleibt, woher dieser Wandel in den USA kommt, die gleichzeitig den größten Energieverbrauch nach China haben. Zum einen hat Barack Obama das Land energiepolitisch auf eine neue Bahn gelenkt. Zum anderen haben steigende Preise für Öl und Gas die Experimentierfreudigkeit der Unternehmen geweckt.
So boomt in den Wüsten des Landes das „Fracking“, eine neue Fördermethode, bei der mit Chemikalien vermischtes Wasser in tief liegende Gesteinsschichten gepresst wird und so fossile Brennstoffe herauslöst. Obwohl umwelttechnisch bedenklich, werden mit der Methode bisher unattraktive Vorkommen erschlossen und ganze Regionen wirtschaftlich belebt. Die Preise für Öl und Gas dürfen auf dem amerikanischen Markt demnach in den kommenden Jahren sinken.